Cutiss AG, Frank Brüderli

56 Mio. Franken für Cutiss: Hauttransplantat aus dem Labor

Die Hauttransplantat-Technologie von Cutiss erhält einen finanziellen Schub. In der Phase III-Studie wird derzeit die medizinische Anwendung auf breiterer Basis erprobt, dazu müssen auch die Produktionsprozesse für größere Maßstäbe angepasst und weiter automatisiert werden. Die Gelder sollen dabei helfen. In dem von Cutiss enwickelten Verfahren werden patienteneigene Hautstückchen stark expandiert und können damit großflächiger replantiert werden. Die fast narbenfreie Verwachsung wäre für Verbrennungsopfer eine völlig neue Qualität der Behandlung.

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Fünf Jahre nach dem Gewinn im Wettbewerb Top-100-Start-ups der Schweiz und fast zehn Jahre nach der Gründung, nähert sich die Schweizer Cutiss AG aus Schlieren der größeren Verbreitung ihrer Hautexpansionstechnologie für die klinische Anwendung, insbesondere bei Verbrennungsfällen von Patienten. Nun hat Cutiss erfolgreich eine Serie-C-Finanzierungsrunde mit 56 Mio. CHF abgeschlossen. Damit steigt das Gesamtvolumen der eingeworbenen Mittel auf über 125 Mio. CHF. Die Runde wurde von bestehenden und neuen Investoren getragen, darunter das Family Office von Giammaria Giuliani, ein US-Investorenkreis über Shiloh Advisors sowie das Netzwerk Swisspreneur.

Die frischen Mittel fließen in die laufende Phase III-Studie des Hauptprodukts denovoSkin™, ein bioengineertes Hauttransplantat für Patienten mit schweren Verbrennungen. Zudem soll die Industrialisierung der weltweit ersten automatisierten Produktionsplattform für personalisierte Gewebetherapien vorangetrieben werden – eine Schlüsselbedingung für die Markteinführung im großen Maßstab. CEO Dr. Daniela Marino sprach von einem „Vertrauensbeweis in unsere Vision, Patienten transformative Hauttherapien anbieten zu können.“ Ein strategischer Schritt ist die Kooperation mit dem niederländischen Rode Kruis Ziekenhuis (RKZ), das als klinischer Partner bereits an Studien teilnimmt und künftig die erste internationale Produktionsstätte beherbergen könnte. Neben den Investoren setzt auch die Industrie auf Cutiss: Gemeinsam mit Tecan und unterstützt durch die neuen Finanzmittel wird die Automatisierungsplattform jetzt zur Serienreife gebracht. „Präzision und Reproduzierbarkeit im großen Maßstab sind entscheidend, um Forschungsergebnisse in konkrete Lösungen für Patienten zu übersetzen“, erklärte Tecan-CEO Monica Manotas.

In der lange in der Züricher Universitätsklinik ausgetüftelten und dann in der Ausgründung Cutiss in eine medizinische Anwendbarkeit überführten Methode wird den Patienten ein Stückchen Haut entnommen. Diese patienteneigene Haut wird in die Dermis und Epidermis getrennt und dabei die dominierenden Zelltypen (Fibroblasten und Kerationozyten) getrennt von einander expandiert. Je nach Alter der Patienten ist das Zellwachstum in der Petrischale schneller oder langsamer und braucht wenige Wochen. Über ein Hydrogel werden die beiden Hautzellkomponenten dann wieder zusammengebracht und bilden eine der natürlichen Haut nahekommende Struktur. Diese wächst mit dem Körper mit, reduziert den Bedarf an gesunder Spenderhaut und ermöglicht vor allem eine nahezu narbenfreie Heilung. Erste Daten der Phase III-Studie werden Ende 2026 erwartet. Parallel ist das Präparat in der EU, Schweiz und den USA bereits mit Orphan-Drug-Status registriert und im Rahmen von Compassionate Use zugänglich.

In einem Artikel im Laborjournal beschreibt die Bioingenieurin Daniela Marino ihren holprigen Start in die Unternehmerwelt und die Standfestigkeit, die sie an den Tag legen musste, um die lange Strecke seit den ersten Versuchen im Labor und dem Start der ersten klinischen Studie 2014 zu überstehen. Auch die Einwerbung von Investorengeldern war für sie etwas völlig Neues und ungewohnt, mit der neuen Finanzierungsrunde zeigt Marino jedoch, dass ihre Fortschritte wohl für sich sprechen. Seit seiner Gründung 2017 als Spin-off der Universität Zürich zählt Cutiss zu den Vorreitern der regenerativen Medizin. Mit den frischen Millionen will das Unternehmen nun die größte Herausforderung meistern und von der klinischen Entwicklung auf das Niveau einer industriellen Produktion wechseln – damit könnte Cutiss die Hautchirurgie nachhaltig verändern.

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